Auf immer mehr Verpackungsetiketten finden sich "Vegan-Label", Zeichen, die vegane Produkte kennzeichnen sollen. Dies ist natürlich insofern ein enormer Fortschritt, als es zeigt, daß mehr und mehr Menschen vegan leben, so viele, daß die Hersteller es für nützlich halten, ihnen einen nicht unbeträchtlichen Teil der Verpackung (den sie schließlich auch anderweitig werbewirksam nutzen könnten) zu widmen, da sie sie als ernstzunehmende Zielgruppe erkannt haben. Dem tut es keinen Abbruch, daß es bei vielen dieser Produkte ohnehin vergleichsweise unschwer zu erkennen ist, ob das, was sich da in der Packung befindet, vegan ist, etwa purem Wasser, Reis oder Spinat. Wohl aber, daß sich solche Label (auch, aber wohl nicht nur, das "V-Label" der Europäischen Vegetarier-Union) nur auf den Inhalt, nicht auf die möglicherweise
unvegane Verpackung bezieht.
Erfreulicher wäre es allerdings, wenn genau die als vegan gekennzeichneten Produkte auch wirklich vegan wären. Tatsächlich wird nicht nur der Großteil der veganen Produkte bislang nicht entsprechend gekennzeichnet (und das betrifft nicht nur unverpackte Lebensmittel wie Obst und Gemüse), darüberhinaus erhalten auch
unvegane Produkte immer wieder
fälschlich Vegan-Label. Statt naiver Euphorie angesichts sprießender Vegankennzeichnungen wäre es also angebracht, die Augen aufzumachen.
So hat auch Netto, ein Lebensmitteldiscounter der Edeka-Gruppe, mittlerweile einige seiner Produkte mit einem eigenen "Vegan-Label" (wohl da das "V-Label" respektive die "Veganblume" geschützt sind bzw. Lizenzgebühren kosten) versehen. Unter anderem auch den Weichweizengrieß. Während der Hartweizengrieß (der nur aus Hartweizen besteht und wohl vegan sein dürfte) das Zeichen nicht trägt - vermutlich werden die Verpackungen gerade umgestellt und dies sind noch ältere Packungen - enthält der Weichweizengrieß, wie deutlich ausgezeichnet ist, Molke - ist also entgegen der Kennzeichnung definitiv
nicht vegan. Nur sind leider nicht alle unveganen Produkte, die als vegan gekennzeichnet sind, so leicht zu erkennen.
Hier stellt sich also die Frage, wozu solche absurden Kennzeichnungen gut sein sollen. Letztendlich sollte ein V-Label so überflüssig sein wie ein Label, das Zeitschriften am Kiosk als kinderpornofrei kennzeichnet.
[Nachtrag (5. September 2009): Aktuelles hierzu im
Veganismusforum, u.a. weitere eindeutig oder potentiell unvegane Produkte mit "Vegan-Label".]